Das «doppelte» Berlin Identität und bauliches Erbe in der ehemals geteilten Stadt.

Vortrag
Dienstag, 22. November 2016 · 18.30 Uhr
Technische Universität Berlin
Hörsaael 2013/Hauptgebäude, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin

Berlin mit seiner gebrochenen Geschichte und seinem widersprüchlichen Doppelcharakter von Fortschritt und Tradition, von Demokratie und Diktatur, von Nationalsozialismus und Stalinismus, von Kapitalismus und Sozialismus (alle diese sind keineswegs deckungsgleiche Kategorien) ist ein hinreichend verstörender Ort und liefert Anlass genug, um den aktuellen Diskurs über die Reichweite des Begriffs der Moderne für die Architektur und den Städtebau des 20. Jahrhunderts auch im internationalen Kontext zu führen.

… Dabei wird der «Gleichzeitigkeit des historisch Ungleichzeitigen» (Ernst Bloch, 1935) ebenso Rechnung zu tragen sein, wie der «Ko-Existenz» und «Ko-Evolution» von Avantgardismus und Traditionalismus. Die jüngste Berliner Debatte über das «Doppelte Berlin» sowie die durch einen Beschluss des Berliner Senats vom Sommer 2013 getragenen Nominierung von alter und neuer Karl-Marx-Allee sowie der Interbau 1957 für die deutsche Tentativliste der Welterbeliste der UNESCO und der anschließende Kongress der Hermann-Henselmann-Stiftung «Koevolution der Moderne» die wissenschaftliche und denkmalpolitische Debatte in Berlin merklich verändert. Es bedurfte offenbar des zeitlichen Abstands von mehr als zwanzig Jahren, bis die städtebauliche Entwicklung von Ost- und West-Berlin in ihrer jeweiligen historischen Eigenlogik und reziprok-konfrontativen ideologischen Rückbindung im «doppelten Berlin» analysiert und öffentlich reflektiert werden konnte.